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Kommunalpolitische Projekte

Ein wesentlicher Schwerpunkt der 13jährigen Amtszeit Luegers galt der Kommunalisierung der wichtigsten Versorgungsleistungen, um die Stadt Wien von in- und ausländischen monopolartigen Gesellschaften unabhängig zu machen. Schon 1896 hatte der Gemeinderat den Vertrag mit der englischen Gaswerk-Gesellschaft aufgelöst und es wurde mit dem Bau eines eigenen Gaswerks in Simmering begonnen. Die Kommunalisierung der Elektrizitätswerke konnte mit der Übernahme der privaten Gesellschaften von 1907 bis 1914 vollendet werden. In engem Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Stadt stand die Übernahme der Straßenbahn, die 1900 bis 1902 von der Stadt erworben und schrittweise auf elektrischen Betrieb umgestellt wurde. 1907 kommunalisierte die Stadt die Dampftramway-Gesellschaft und 1908 den Stellwagenbetrieb mit einem Liniennetz von rund 39 Kilometern.

In der Gesundheits- und Sozialpolitik vertrauten die Christlichsozialen in erster Linie auf die familiäre Solidarität; zur subsidiären Unterstützung richtete die Stadt Wien in Bad Hall, San Pelagio und Sulzbach-Ischl Kinderheilstätten ein. 1904 wurde das Versorgungsheim Lainz - damals das größte und modernste seiner Art - eingeweiht. Unter dem Aspekt der Gesundheitsprävention wurde die Zahl der öffentlichen Brausebäder deutlich erhöht. Der Spitalsnot versuchte die Stadtverwaltung durch die Errichtung des "Jubiläumsspitals" (Grundsteinlegung 1908), den Bau neuer Kliniken im 9. Bezirk und eine Modernisierung des Sanitäts- und Rettungswesens in den Griff zu bekommen.

1905 wurde die Schaffung eines Wald- und Wiesengürtels, der selbst einer 4 Millionen-Stadt noch genügen und ungesunde Wohnverhältnisse bei steigender Bevölkerungsdichte vermeiden sollte, beschlossen. Im Zuge dieser Aktion erwarb die Gemeinde Grünflächen in der Größenordnung des 6. Bezirks. Auch eine Reihe innerstädtischer Grünanlagen wurde errichtet. Der immense Wasserbedarf, bedingt vor allem durch die Eingemeindung der Vororte wenige Jahre zuvor, führte zum Bau der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung; sie wurde 1910 in Betrieb genommen.

Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Schulbau gewidmet, um mit der demographischen Entwicklung Schritt halten zu können; die Größe der Klassen blieb mit rund 50 Kindern aber unverändert. Auf kulturellem Gebiet wurde etwa das "Kaiser-Jubiläums-Theater" (heute Volksoper) auf städtischem Baugrund 1898 eröffnet. Der schon bestehende Zentralfriedhof musste nach Süden und Osten erweitert werden. Mit der Errichtung der "Städtischen Kaiser Franz Josefs-Jubiläums-Lebens- und Rentenversicherungsanstalt" (Beschluss 1898) und der Gründung der "Zentralsparkasse" (Beschluss 1905) dehnte die Stadt Wien ihre wirtschaftliche Tätigkeit in weite Bereiche des täglichen Lebens aus.